Geschichte:
Scouting begann in Deutschland im Jahr 1909, nachdem ein Buch über Scouting mit dem Titel „Scouting for Boys“ von Robert Baden Powell von Dr. Alexander Lion ins Deutsche übersetzt wurde. Das von einem britischen Armeegeneral verfasste Buch war eine Gebrauchsanweisung für einen guten Bürger und ein Katalysator für verschiedene Pfadfinderbewegungen in ganz Europa. Eine der ersten bemerkenswerten dieser Bewegungen in Deutschland war der Wandervogel, der gegen die Industrialisierung protestierte, indem er durch die Wälder wanderte. Bald nach dem Buch entstanden viele Pfadfindergruppen in Deutschland und blühten zwei Jahre lang auf, beginnend von 1934 bis 1935. Die Mitglieder dieser Pfadfindergruppen waren überwiegend Jungen im Alter von 11 bis 14 Jahren. 1935 wurden alle Pfadfinderverbände verboten und aufgelöst, ihre Mitglieder zwangsweise in die Hitlerjugend aufgenommen. Die Hitlerjugend war in erster Linie eine paramilitärische Organisation und war in den Jahren 1936 bis 1945 die einzige offizielle Jungenjugendorganisation in Deutschland. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Pfadfinderbewegung in Westdeutschland wieder aufgebaut und ist heute in allen Teilen Deutschlands präsent. Obwohl Pfadfinder in Deutschland nicht so beliebt sind wie in anderen Teilen Europas, gibt es heute etwa 150 verschiedene Pfadfinderverbände im Land.
Verbände:
Zwei der größten Pfadfinderverbände in Deutschland sind der Ring Deutscher Pfadfinderverbände (gegründet 1949) und der Deutsche Pfadfinderverband (gegründet 1970). Von diesen ist der Ring Deutscher Pfadfinderverbände der bedeutendste in Bezug auf Geschichte und Einfluss. Ring Deutscher Pfadfinderverbände ist ein Zusammenschluss von drei großen Pfadfindergruppen in Deutschland, die sind
Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder, Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg und Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder. Neben einheimischen Pfadfinderverbänden sind auch zahlreiche Vereine aus Übersee in Deutschland präsent. Einige von ihnen sind The Boy Scouts of America, Scouts Canada und Girlguiding UK.
Religion:
Scouting wurde von den religiösen Oberhäuptern anfangs als weltlich wahrgenommen. Da das Pfadfindertum jedoch in ganz Europa beliebt war, gründeten viele katholische Kirchen ihre eigenen Pfadfindergruppen. Religion war einer der Hauptgründe für die Gründung einer großen Anzahl von Vereinen und Pfadfindergruppen in Deutschland. Katholiken und Protestanten hatten getrennte Gruppen, und fast alle diese Gruppen schlossen jegliche jüdische Beteiligung aus. Aus diesem Grund hatten jüdische Pfadfinder einen eigenen Pfadfinderverein. Bis Ende der 1930er Jahre, lange nachdem alle Pfadfinderverbände durch das NS-Regime verboten worden waren, genossen die katholischen Pfadfinderverbände eine eigenständige Existenz.
Uniformen und Aktivitäten:
Frühe Pfadfinderuniformen in Deutschland waren den britischen Pfadfinderuniformen sehr ähnlich, die aus Hüten, Flanellhemden, kurzen Hosen, lose um den Hals gebundenen Taschentüchern, Stiefeln und Stab bestanden. Im Gegensatz zu Europa, das eine einheitliche Kleidungsordnung hatte, gab es in Deutschland unterschiedliche Pfadfinderuniformen, die sich aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher Verbände und Pfadfindergruppen voneinander unterschieden. Auch deutsche Pfadfinderverbände haben versucht, verschiedenste Elemente in ihre Uniformen zu übernehmen, wie etwa das französische Barett. 2015 wurde jedoch eine gemeinsame Pfadfinderuniform für alle deutschen Pfadfinder eingeführt. Die neue Uniform besteht aus einem gemeinsamen Abzeichen und einem Halstuch.
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